Pilgern bedeutet, über grosse Distanzen durch verschiedenste Landschaften unbeirrt einem Ziel zuzustreben.
Immer das Ziel vor Augen wird man dabei aber, bewusst oder unbewusst, von den Landschaften unterwegs beeinflusst. Den ganzen Tag über ist man mitten drin, manchmal von Menschenhand gestaltet, und zum Glück sehr oft in sorgsam gepflegter Natur. Der Einfluss dieser sich oft nur langsam verändernden Eindrücke auf die eigenen Sinne wirken unbewusst verändernd.
Bekannt und für die spirituelle Wirkung des Weges ist beispielsweise die Burg von Castrojeriz. Über der flimmernden Hitze des Weges erkennt man sie lange, bevor man in Castrojeriz ankommt. Sie scheint immer in gleicher Distanz zu verharren und man kann ihr offenbar nicht näher kommen. Natürlich eine optische Täuschung, die aber grosszügig Zeit für eigene Gedanken lässt. Den selben Effekt bemerkt man auch, wenn man sich von Paris her der Kathedrale von Chartres nähert.
Besinnlich beginnt ein Pilgertag, wenn sich der Morgennebel langsam lichtet und die Landschaft beginnt, ihr Gesicht zu zeigen. Kein Geräusch stört die eigenen Gedanken, man läuft schweigend dem Tag entgegen.
Gelegentlich wird man von einem Bächlein, welches den selben Weg hat, begleitet. So ist man pilgernd alleine unterwegs und doch nie ganz alleine.
Wirklich alleine fühlt man sich beim Durchqueren der Extremadura auf der Via de la Plata in Spanien. Es ist eine jener Gegenden, die viel Raum und Zeit lassen, seinen eigenen spirituellen Gedanken zu folgen. Die selbe Gelegenheit bietet die Hochebene des Aubrac in Frankreich und die Meseta auf dem Camino Francés in Spanien.
Manchmal aber verändern wir unsere Landschaft bewusst. So legen wir als Zeichen jener Last, derer wir auf dem langen Jakobsweg uns entledigt haben, einen Stein aus unserer Heimat am Cruz de Ferro nieder. Dieses schlichte Eisenkreuz steht auf dem höchsten Punkt des Jakobswegs Camino Francés am Monte Irago. So wächst dieser Berg unmerklich, aber auch unaufhörlich. Zeit für einige besinnliche Gedanken.
Auch das gehört dazu. Dunkle Wolken die eine breite Gewitterfront direkt auf uns zutreiben. Weit und breit kein schützendes Dach, nur offene Landschaft und die Gewissheit, dass man innert weniger Minuten mitten in einem Gewitterregen weiter unterwegs ist.
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